Der Turnverein Derendingen wurde am Samstag, dem 11. August 1900 vom Sattlergehilfen Wilhelm Neubauer in der Gaststätte zur Säge gegründet und von den anwesenden 80 Personen ließen sich spontan 29 als Mitglieder eingetragen, nachdem zuvor im Juli der Gründungsausschuss getagt hatte.
Folgende Personen wurden gewählt:
Vorstand Jakob Hansis
Schriftführer Andreas Bacher
1.Turnwart Johannes Hauser
Stellvertreter Wilhelm Nachbauer
Kassier Karl Voigt
Zeugwart Friedrich Laupp
Beisitzer Julius Wurster und Johannes Wohlbold
In der ersten Hauptversammlung am 18. August 1900 wurde die erste Vereinssatzung von den Mitgliedern ohne Gegenstimme angenommen.
Die Turnerei wurde mit Begeisterung und Tatkraft angegangen und durch die materielle Unterstützung von den Fabrikanten Wurster und Wohlbold konnte der Turnbetrieb durchgeführt werden. Besuch der Gauturnfeste ab 1902 war obligatorisch. Der Vorsitz des Vereins durch Wilhelm Nachbauer wurde 1905 von Schuhmacher-Meister Härter und gleich danach von Johannes Geiger übernommen, der bis 1926 den Aufschwung des Vereins mit Aktivitäten und Beharrlichkeit betrieb. Während dieser Zeit war am 9. August 1907 eine der Höhepunkte die feierliche Fahnenweihe des Vereins. Geturnt wurde im Sommer im Lammgarten und im Winter im Ochsensaal.
Durch den 1. Weltkrieg wurde der Turnbetrieb großenteils eingestellt und erst nach Kriegsende 1918 wieder fortgeführt. 17 Mitglieder hatte der Verein zu beklagen. Erst im Jahr 1919 normalisierten sich die Turnverhältnisse und es gab bei Turnfesten wieder hervorragende Einzel- und Mannschaftsergebnisse.
Im Jahre 1924 kamen die Fußballspieler, die einige Jahre im Steinlachbereich unter dem nicht eingetragenen Verein „V.f.B Derendingen“ Ihre Spiele ausgetragen hatten, zum Turnverein Derendingen hinzu.
1925 feierte der Verein unter dem Motto „Ein Viertel Jahrhundert TVD“ im festlich geschmückten Hirschsaal sein erstes Jubiläum.
Im Jahre 1926 gab Johannes Geiger sein Vorstandsamt in die Hände von Karl Klink und 1927 wurde das Turnerheim in der Gartenstadt gebaut und feierlich eingeweiht. Nach zwei Jahren Amtszeit wurde Karl Scharr 1. Vorsitzender, der nach 3 Jahren von Eugen Klink abgelöst wurde. In dieser Zeit wurden die Turner durch ihre großen Erfolge auch auf hohen Ebenen weithin bekannt.
1937 wurde Adolf Sigmund 1. Vorsitzender, musste aber nach
Ausbruch des
2. Weltkriegs 1943 den Turnbetrieb einstellen. 33 Gefallene Sportkameraden und
zahlreich Vermisste hatte der TVD zu beklagen. 1946 konnte das Fußballspielen
mit Genehmigung der französischen Besatzungsmacht wieder aufgenommen werden. So
entstand unter Adolf Sigmund kurzfristig der Verein „Sportverein Derendingen“,
der 1949 wieder in den ursprünglichen Namen „Turnverein Derendingen e.V. 1900“
umgewandelt wurde.
Fritz
Schäberle, der Oberturnwart des TVD wurde Vorsitzender dieses wiedererstandenen
Achalm-Turngaues. Für diese Aufbauarbeit wurde dem Verein anlässlich seines
50jährigen Bestehens im Jahre 1950 die Ausrichtung des ersten Gauturnfestes
nach dem Krieg übertragen. So kamen im Juli 1950 eine große Zahl von 1300
Turner und Turnerinnen nach Derendingen, um im fairen Wettstreit den Aufwind in
der Turnbewegung deutlich zu machen. Dass bei diesem Ereignis der gastgebende
TVD nicht nur mit 170 Teilnehmern das stärkste, sondern auch das
leistungsfähigste Aufgebot stellte, belegte den hervorragenden Stellenwert
innerhalb des Achalm-Turngaues. Durch hervorragende Platzierungen bei Landes-Gerätemeisterschaften
und Gaumannschaftsmeisterschaften konnte dieser Status einige Zeit gehalten
werden. Vom Schwäbischen Landesturnfest 1952 in Schwenningen kehrte man mit 32
Einzelsiegen zurück und beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg stellte der TVD
9 Turnfestsieger. In diesen Jahren versuchten die Abteilungen des Vereins,
Fußball und die 1950 neu gegründete Abteilung Tischtennis, den Turnern
nachzueifern. Vor allem die Fußballer konnten in den Jahren 1951 bis 1959 sich
emporarbeiten und erreichten vordere Plätze in der
A-Klasse, doch mehrmals wurde der Aufstieg in die zweite Amateurliga nur knapp
verfehlt. 12 Mal konnte der Fairnesspreis des Württ. Fußballverbandes errungen
werden.
Im Januar 1966 ging eine Ära zu Ende. Der seit 1933 an der Spitze stehende Vorstand Eugen Klink, der seit 1948 die Schicksale des Vereins ununterbrochen leitete übergab die Vorstandschaft an Siegfried Mall. Zu diesem Zeitpunkt kam auch der Höhenflug der Tischtennisabteilung, die mit hervorragenden Ergebnissen dann 1970 den Aufstieg in die damalige Verbandsliga, also in die höchste Spielklasse in Württemberg, schafften und so zum „Aushängeschild“ des TVD wurden.
1969 wurde erstmals eine Damenfußballmannschaft gegründet, die hervorragende Rundenergebnisse erzielte.
Der Zeitabschnitt 1967 bis 1973 ist gekennzeichnet von einem raschen Wechsel der ersten Vorsitzenden. Auf Siegfried Mall folgte 1969 Erwin Knapp und 1971 Gerhard Oehme, der 1973 von Erich Rittenauer abgelöst wurde. So herrschte dann in allen Abteilungen wieder reges Leben und auch das 75jährige Vereinsjubiläum 1975 und war geprägt von zahlreichen Aktivitäten.
Nach siebenjähriger Amtszeit von Erich Rittenauer wurde Hans Martin Nill zum 1.Vorsitzenden gewählt. Innerhalb seiner Amtszeit entstand 1984 die Freizeit-Tennisabteilung, Die Tennisanlage links der Steinlach wurde am 13.7.1986 eingeweiht und dem Sportbetrieb übergeben. In der gleichen Hauptversammlung konnte der Verein um eine Basketballabteilung erweitert werden, die sich im Laufe der letzten Jahre ständig aufwärts entwickelte.
Mit dem Ausscheiden von Martel und Albert Sautter am 1. 10. 1987 aus dem Gastwirtschaftsbetrieb ging ein Zeitabschnitt zu Ende, in der die beiden durch nimmermüden Einsatz das Vereinsleben bereichert und immer für unser aller Wohl gesorgt hatten.
Unter Hans Martin Nill und dem 2. Vorstand Manfred Schwarz wurde das größte Unternehmen in der Vereinsgeschichte geplant, nämlich die dringlich erforderliche Renovierung und Erweiterung des Sportheims. Mit Küche, Schank- und Innenraum mit Anbau und einem Umkleidetrakt mit Geschäftszimmer war der Anspruch sehr hochgesteckt. Rund 1,3 Millionen DM wurden dabei voranschlagt, und konnte nur mit Zuschüssen der Stadt, dem Württ. Fußballverband und dem WLSB realisiert werden. In der ersten Bauphase legte Hans Martin Nill sein Amt nieder. Doch die gemeinsamen Anstrengungen der Verantwortlichen führten zum Erfolg und so konnten das renovierte und erweiterte Sporthaus am 4. 9. 1992 feierlich eingeweiht werden.
Im Jahre 1993 konnte Gerhard Oehme für das Amt des 1. Vorsitzenden gewonnen werden - bereits 1971-73 hatte er schon einmal 1. Vorsitz des Vereins inne. Unter seiner Führung entstand eine völlig neue Satzung, die mit dem Schwerpunkt mehr Eigenständigkeit für die Abteilungen den modernen Erfordernissen und Vereinsstrukturen angepasst und durch die Hauptversammlung im März 1994 angenommen wurde. Darin ist unter anderem verankert, dass alle Vorstände einen gleichen rechtlichen Status erhalten. Deshalb wurden bei den Wahlen in dieser Hauptversammlung Manfred Schwarz und Rudolf Pflug als gleichberechtigte Vorstände gewählt.
Während der letzten 10 Jahre gab es im sportlichen Bereich des Vereins, sowohl im Mannschafts- wie auch im Einzelsport, schöne Erfolge zu verzeichnen. Dabei sind die Fußballdamen hervorzuheben, die mit der 1. Damenmannschaft nicht nur die Vize- Hallenmeisterschaft 1991 in Sindelfingen errangen, sondern auch erfolgreich den Verein in der Landesliga vertreten. Auf gleicher Höhe konnte die Tischtennisabteilung mit der 1. Herrenmannschaft mehrere Jahre bestehen und noch heute bestreitet die erste Basketballmannschaft der Herren ihre Spiele in der Landesliga. Die Prellball-Spieler erreichten sogar im Wechsel des Auf- und Abstiegs die Verbandsliga. Die Turnabteilung glänzte wiederum mit Erfolgen auf württembergischer Ebene mit den Jugend-Turnerinnen im Jan 6-Kampf.
Ein Blick auf die gesellschaftlichen Ereignisse weist auf ebenso rege Aktivitäten hin. So traf sich die TVD-Familie regelmäßig zum Anfang eines Jahres bei den Winterfeiern, um sich bei Tanz und guter Laune an den meist eigenen Vorführungen der TVD-Abteilungen zu erfreuen. Ebenso gerne besuchten die Kinder mit ihren Eltern die jährlich durchgeführte Kinderweihnachtsfeier. Auch die Beteiligungen an gemeinsamen Veranstaltungen zusammen mit den Nachbarvereinen wie beim historischen Jubiläum „900 Jahre Derendingen“, den Stadt- und Hoffesten sind Ausdruck einer hervorragenden Verständigung und Vielseitigkeit unseres Vereins. Mit dem Ausscheiden des 2. Vorsitzenden, Manfred Schwarz, der über 26 Jahre engagiert den Verein begleitet hat, ist eine weitere Ära zu Ende gegangen.
2001 gab Gerhard Oehme das Amt des 1. Vorsitzenden nach langer, verdienstvoller Arbeit an Ute Friesch weiter. Die Euroanpassung sorgte für Wirbel bei Mitglieds- und Eintrittsbeiträgen, jedoch konnten diese Probleme schnell aus dem Weg geräumt und mit dem Aufstieg der Fußballdamen in die Oberliga auch sportliche Ziele erreicht werden.
2003 kam eine Reform auf den Verein zu, die unter dem passenden Namen „Vereinsreform 2003“ firmierte; dabei wurde die Organisation neu Strukturiert, Sponsoringkonzepte erarbeitet und die finanziellen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Vereinsarbeit erkundet. Des weiteren kam es im selben Jahr zur Fertigstellung eines neuen Kunstrasenplatzes.
Den Basketballherren gelang es 2006, in die Oberliga aufzusteigen, wodurch „…ein regelrechter Boom auch in der Jugendarbeit ausgelöst…“ wurde, um den im schwäbischen Tagblatt erschienenen Bericht zu zitieren.
Die älteste Abteilung des TV Derendingen machte drei Jahre später von sich reden: 2009 gelang den Turnerinnen mit der Teilnahme der Wettkampfgruppe an den deutschen Meisterschaften ein überragender Erfolg.
In der Saison 2011/12 konnte die 1. Damen-Fußballmannschaft die wfv-Hallenverbandsmeisterschaft für sich entscheiden: Der TV Derendingen war das beste Frauen-Hallenteam Baden-Württembergs! Darüber hinaus war für die Frauen die Meisterschaft der Verbands- und Aufstieg in die Oberliga drin.
2019 wurde dieser Erfolg mit der zweiten Hallenmeisterschaft wiederholt, außerdem wurde mit Melanie Bölzle eine Derendingerin zur DFB-Amateurfußballerin des Jahres ausgezeichnet. Im selben Jahr trat Ute Bischoff-Friesch nach langjähriger Inhaberschaft das Amt der Vereinsvorsitzenden an das Dreiergespann Gerhard Aichele, Joachim Götzendörfer und Norbert Völkerath weiter.
Trotz wechselnden Veränderungen und schwierigen Aufgaben sind gute Voraussetzungen für das Fortbestehen gegeben und die Weichen gestellt, um die zweiten 122 Jahre des Vereins mit Optimismus anzugehen!
Rudolf Pflug, Victor Váradi